(Arbeitstitel)
Das Dissertationsprojekt untersucht aus der Perspektive der Historischen Semantik, wie eine bestimmte emphatisch aufgeladene Semantik von Überzeugung das politische Geschehen im deutschen Vormärz (1815–1848) entscheidend dynamisierte. Die Vorstellung, Überzeugung solle die primäre Triebfeder politischen Handelns sein, fungierte dabei als Faktor und dynamisierte sowohl das politische Handeln der Opposition als auch – in der Abwehr tatsächlicher oder vermeintlicher Überzeugungstäterschaft – das Handeln staatlicher Sicherheitsbehörden. Als zentraler oppositioneller Akteur werden die Burschenschaften in den Blick genommen, innerhalb derer die Bezugnahme auf Überzeugung zu einer zentralen Legitimations- und Motivationsressource für politisches Handeln wurde und politische Differenzierungs- und Radikalisierungsprozesse anhand verschiedener Vorstellungen von Überzeugungshandeln bedingte. Auf diese Weise trägt das Projekt zu einem neuen und präziseren Verständnis der spannungsreichen Interaktionsdynamik zwischen Staat und politischer Opposition im deutschen Vormärz bei und erhellt damit die Vorgeschichte auch gegenwärtig rege diskutierter Problemfragen.